Freitag, 30. März 2018

Western: Bonanza und die Männchen-Pirouette

Zum Einstieg hier erstmal der Titel:

Jeder, der unter 40 ist kennt sie vermutlich aus Hörensagen, hat aber nicht wie ich als kleines Kind in den 60ern bis Anfang der 70er jeden Sonntag vor dem Fernseher gesessen, um mir meine Lieblings-Serien anzuschauen. Eine davon hieß Bonanza!
Die Geschichte einer Familie von Viehzüchtern im Wilden Westen, die von Wagenschmieden (engl. Cartwrights) abstammten, bestehend aus Vater Benjamin [„Ben“] (Lorne Greene), Adam (Pernell Roberts), Eric [„Hoss“] (Dan Blocker) und Joseph Francis [„Little Joe] (Michael Landon).
Mir wurde irgendwann schon klar, dass die Cartwrights die reichsten Viehzüchter in der Umgebung waren, aber dass eine „Bonanza“ eine Goldgrube bzw. ein unerwarteter hoher Gewinn ist, habe ich erst viel später herausgefunden.
Die „Ponderosa“ (benannt nach der Gelb- oder auch Gold-Kiefer, einem immergrünen Baum) ist ein hunderte Quadratkilometer großes Weideland in Nevada. Die Städte Carson City, Virginia City und selbst Reno (heutzutage mit einer lächerlich geringen Einwohnerzahl von knapp einer viertel Million viertgrößte Stadt Nevadas) waren damals nur Dörfer. (Hierzu muss klargestellt werden, dass Karlsruhe mit einer höheren Einwohnerzahls als Reno [damals und heute] die zweitgrößte Stadt in Baden-Württemberg ist und auf Platz 21 der 20 größten Städte Deutschlands steht.)
Die Cartwrights müssen also stinkreich gewesen sein. Zu ihrer Zeit wohl das, was man heute Multi-Milliardär nennt.
Kein Wunder also, dass zumindest Vater Ben von den meisten Offizialen wie ein Halbgott behandelt wurde. Sheriffs krochen vor seinen Füßen herum, Geschäftsleute haben ihn angehimmelt, das gemeine Volk ging auf die Knie vor ihm, Huren haben ihn... (naja, lassen wir das. Den Rest kann sich jeder selbst ausdenken.)

Pernell Roberts in seiner Figur „Adam“ hat mir nie gefallen. Das mag daran liegen, dass die Figur oft die ernsten, düsteren Episoden der Serie dominierte. Als Kind mochte ich allerdings viel lieber die heiteren Episoden, die sich meist um das Zusammenspiel von „Hoss“ und „Little Joe“ aufbauten.
Dan Blocker war für mich immer der lachende Riese mit den schiefen Zähnen und der Oberzahnlücke. (Wahrscheinlich ist es eine reine Koinzidenz, aber irgendwie erinnert mich die Animation von „Shrek“ an „Hoss“.)
Über Lorne Greene muss ich wohl nicht viel sagen! Er war nicht nur der weise Übervater Benjamin „Ben“ Cartwright, sondern auch der – zumindest unter SF-Fans legendäre – Commander Adama in der Ursprungsserie von „Battlestar Galactica“.
Michael Landon hat die wohl beeindruckendste Filmkarriere der Cartwrights geschafft. Nach 428 Folgen „Bonanza“ als jüngster Sohn brachte er es in 187 Folgen von „Unsere kleine Farm (Little House on the Prairie)“ zum Übervater von Melissa Gilbert
und mit 111 Folgen „Ein Engel auf Erden (Highway to Heaven)“ im Zusammenspiel mit Victor French (Isaiah Edwards aus „Unsere kleine Farm“) als Jonathan Smith zum Engel in „Ein Engel auf Erden“ (Highway to Heaven).

Hier noch die Bonanza-Interpretation von Lorne Greene:

Das ZDF brachte zu dieser Uhrzeit immer die – in meinen Augen – besten Sendungen. (Unter anderem Raumschiff Enterprise). Blöd war nur, dass etwa zur gleichen Zeit in der ARD die Sportschau (oder so ähnlich) lief.
Anständige Söhne schauen mit ihren Vätern Fußball. Leider war ich für meinen Vater kein anständiger Sohn, sondern habe mich immer mit Mutter und Oma gegen ihn verbündet. Zumindest was Sportsendungen der ARD betraf, während das ZDF Filme zeigte.
Eigentlich bin ich mit den Mainzelmännchen aufgewachsen.
Aber auch mit dem – und das darf man heutzutage, wo jeder Traum von Osten kommt, nicht vergessen – ARD-Sandmännchen. („Nun, liebe Kinder, gebt fein acht, ich hab' euch etwas mitgebracht.“) Ich weiß nicht mehr, zu welcher Uhrzeit es seit 1959 in den ARD lief (vermutlich 19 Uhr), aber vorher bin ich nicht ins Bett gegangen.
Für alle Zu-Spät-Geborenen: DAS war unser Sandmännchen damals: https://www.youtube.com/watch?v=e-xzGFt-UXU
(Es gibt viel bessere Folgen, aber ich habe leider keine gefunden.)

P.S.: Ich möchte mich an dieser Stelle bei meinem Vater dafür entschuldigen, dass ich kein Sportfan war, bin und sein werde – abgesehen vom Eiskunstlauf der Damen mit Nicole Biellmann und ihrer (zumindest für mich) unvergessenen Biellmann-Pirouette https://www.youtube.com/watch?v=i_cppLmC39M)
Aber das hat vermutlich viel mit Pubertäts-Pheromonen zu tun und wenig mit Sportbegeisterung.
(Okay, über den letzten Satz musste ich erstmal lange und herzlich lachen, nachdem ich ihn aufgeschrieben und durchgelesen hatte.)

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