Samstag, 12. Mai 2018

Damals: Warum wir das Rad brauchten

Damals im letzten Jahrtausend, als die Welt noch nicht so alt war wie heute, gab es zwar bereits das Handy, aber es hatte noch ein Kabel, das nicht zum Aufladen benutzt wurde. Es war schwarz und wir nannten es Telephon. Dies ist kein Märchen von vorgestern!

Das Rad hat einer meiner Vorfahren erfunden. Er hieß Friik und lebte vor rund zehn- oder hunderttausend Jahren irgendwo am Mittelmeer. Vermutlich in Afrika. So genau weiß ich das nicht, weil es schwierig ist, meinen Stammbaum soweit zurück zu verfolgen.
Eines Tages hatte Friik es satt, seinen schweren eckigen Karren immer ohne Hilfe ziehen zu müssen.
Da dachte er sich: „Warum mache ich ihn nicht rund?“
Die Idee war an sich nicht schlecht, aber stets, wenn der Karren sich um 180 Grad gedreht hatte, fiel das Gemüse zu Boden und Friik musste es immer wieder einsammeln.
Es gelang ihm jetzt zwar viel unbeschwerlicher, den Karren zu ziehen, aber die Beförderung dauerte umso länger. Selbst größere Räder brachten nicht viel mehr Effizienz.
Sein Kumpel Nöörd brachte mit seiner auch heute noch genialen Frage: „Warum machst du das Runde nicht an das Eckige?“ Friik schließlich auf eine zündende Idee.
Das war die Geburt des Karrenrades. Das erste Mobil der Welt.

Ein paar Jahrtausende später erfand ein Mitbewohner von mir das Automobil. Und vier Jahre darauf das Fahrrad. Nein, ich meine nicht den Mühlburger Carl Benz (Mühlburg war seinerzeit noch nicht Stadtteil von Karlsruhe, sondern eine eigenständige Gemeinde) sondern den Karlsruher Karl Friedrich Christian Ludwig Freiherr Drais von Sauerbronn. Benz entwickelte das erste praxistaugliche motorengetriebene Automobil und meldete es 1885 als Motorwagen Nummer 1 zum Patent an. Drais entwickelte 1813 den vierrädrigen „Wagen ohne Pferde“. Leider musste man aufgrund eines fehlenden Motors ständig an einer Kurbel drehen, um ihn voranzubewegen.
Das war zwar aus heutiger Sicht weitaus umweltschonender als die benzsche Erfindung, konnte sich jedoch nicht durchsetzen.

Zwischen diesen beiden geschichtlich höchst relevanten Ereignissen entdeckte die Menschheit, dass ein Kreis die sinnvollste Art eines Rades ist, da es bei dessen Drehung am wenigsten holpert. Archimedes versuchte zwischendurch mal zu beweisen, dass ein Kreis eigentlich nichts anderes ist als ein Quadrat ohne Ecken (oder – anders ausgedrückt – ein Quadrat, das anstatt 4 Ecken Ecken hat), scheiterte jedoch bei dem Versuch. Seither gilt die Quadratur des Kreises umgangssprachlich als unlösbare Aufgabe. (Hat irgendwas mit der Übersinnlichkeit von zu tun.)

Aber kommen wir endlich zum eigentlichen Thema dieses Artikels: Das Handy!
Ja ich weiß, was der werte Leser jetzt denkt: Rad – Kreis – Handy? Hat der ein Rad ab?

Hat sich schon mal jemand auf englisch über Handys unterhalten?
Deutscher: „A nice Handy you have there.“
Ausländer: ???
Deutscher (aufs Handy deutend): „Your Handy!“
Ausländer (aufs Mobiltelefon in der Hand blickend): „Yes, it's handy.“
Deutscher: „Is yours an iPhone-Handy?“
Ausländer: „Yes, my iPhone is quite handy.“
Deutscher: „A quiet handy?“
Spätestens ab hier endet die Verständigung ziemlich abrupt..!
Um es kurz zu machen: Handy ist ein urdeutsches Wort. Es beginnt sich zwar langsam in der englischen Sprachwelt durchzusetzen (vor allem in Fernost), gilt aber noch immer als Außenseiter. Die Amis reden meist von cell (resp. früher cellulare) phone oder cellphone, kurz cell, phone oder celly die Sprachwelt mit eher britischem Hintergrund von mobile phone oder einfach nur mobile.

Aber wir reden ja von den Handys des vergangen Jahrtausends. Wir nannten sie damals noch nicht Handy, sondern schlicht Telephon. Das ist altgriechisch. Die Indianer nannten es auch „Stimme aus der Ferne“, da sie genau wussten, wie man Altgriechisch in Rauchzeichen übersetzt.
Aber wie sahen diese Uralt-Handys – oder Telephone – aus?
Ganz am Anfang waren es hölzerne Kasten an der Wand, später gab es sie auch aus Baskelit. Die waren schwarz. Danach kamen die grauen. Die formten jahrzehntelang die deutsche Fernsprechkultur.
Später konnte man dann neben dem bekannten und beliebten Grau unter so expressionistischen Farben wie Grün oder Orange wählen.
Die Tastatur war damals rund und man konnte sie drehen. Musste man sogar, wenn man jemanden anrufen wollte.
Von den ältesten Holzmodellen abgesehen hatten alle Handys des letzten Jahrtausends (man war damals übrigens sprachlich vom Telephon zum kurzen Telefon übergegangen) einen Hörer (oft auch Knochen genannt), eine Gabel, ein Wählscheibe und zwei Kabel. Das eine war etwa 20 Zentimeter lang, meist gedrillt, das andere war etwa 2 Meter lang. Das Telefon selbst hatte den offiziellen Namen Fernsprechapparat FeAp) Es gab die Reihe Fernsprechtischapparat (FeTAp) und Fernsprechwandapparat (FeWAp).
Wie groß war so ein Telefon und wie habe ich es transportiert? wird sich der geneigte Jungleser nun eventuell fragen. Legt 5 DVDs übereinander und darauf eine große Fernbedienung, dann habt ihr eine Schätzgröße. Steht auf und geht sechs Schritte, dann wisst ihr, wie weit entfernt von eurer WLAN-Buchse ihr telefonieren konntet.
Zumindest bevor es 10-Meter-Verlängerungskabel zu kaufen gab. Die hatten allerdings den krassen Nachteil, dass sie meist in der gesamten Wohnung zwischen den Zimmern herumlagen. Und wenn dann mal die Türen zufielen, kam es häufig zu Kabelbrüchen. Diese wirkten sich negativ auf die Verständigung aus. Zwar konnte man, fand man die Bruchstelle, die das Telefonat gerade behinderte, meist weiter mit seinem Gesprächspartner kommunizieren, aber es war doch ziemlich nervig. Warum hatte man denn ein langes Kabel, wenn man schlussendlich doch wieder neben der Telefonbuchse stand, um die diversen Kabelbruchstellen zu entlasten?

Aber kommen wir endlich zum eigentlichen Thema dieses Artikels: Die Wählscheibe!
Stellen wir uns mal ein Handy vor, dessen Zahlentastatur nicht rechteckig sondern rund ist. Darauf sind von links nach rechts die Zahlen 1-9 plus 0 zu sehen. In der Mitte steckt eine runde Scheibe mit einem Loch. Im Ruhezustand steckt das Loch, in das der Normzeigefinger eines Menschen reinpasst. Will ich einen Menschen anrufen, dessen Handy die Nummer 71515 hat (das war damals die innerstädtische Telefonnummer meiner Familie), stecke ich meinen Finger in das Loch und drehe so weit, bis die 7 unter dem Loch steht. Dann ziehe ich meinen Finger aus dem Loch und die Scheibe schallzt automatisch zurück. Das mache ich mit den anderen Zahlen ebenso. Wenn ich nicht das kurze „tut-tut-tut“ (das Besetztzeichen, das mir sagt, dass jemand zuhause ist aber gerade selbst telefoniert) höre, sondern das lange „tuuuuut“ (das Freizeichen, das mir sagt, dass niemand gerade telefoniert, egal ob jemand zuhause ist oder nicht), dann warte ich ein bis fünf Minuten, ob eine Verbindung zustande kommt. Man weiß ja nie, ob der Angerufene nicht zuhause ist oder sich gerade auf dem Klo, unter der Dusche oder in der Badewanne befindet.
Da man damals der Ansicht war, dass jeder Anruf wichtig sei, weil man sonst ja persönlich vorbeikommen oder am nächsten Tag erzählen konnte, was man zu sagen hatte, war es üblich, dass man tropfnass vor dem Telefon stand und entweder den Anruf in letzter Sekunde hatte entgegen nehmen können oder lediglich nur noch den sogenannten Freiton hörte, da der Anrufer eine Sekunde zuvor bereits den Gesprächsversuch beendet hatte. Da man dafür den Hörer auf die Gabel legen musste, prägte sich das Wort aufgelegt als verpasste Chance ins Gedächtnis der Deutsch­sprachler ein.
Blöderweise hatten die Handys damals keine Recall-Funktion – geschweige eines Displays für verpasste Anrufe – und nur in wenigen Ausnahmefällen einen Anrufbeantworter. Daher wusste man nie, wessen Anruf man gerade tropfnass verpasst hatte.
Also ging man wieder ins Bad zurück.
Selbstverständlich hat damals nie jemand dem Anderen gegenüber eingestanden, dass er versucht hatte, ihn anzurufen. Es sei denn in ganz wichtigen Fällen. Zu denen zählten vor allem Krankheiten und Sterbefälle, mitunter auch kurzfristige Einladungen zu Stammtischen, Kegelabenden und anderen Besäufnissen, die allerdings nur die Väter der Familie anbelangten.
Eine tropfnasse Frau am Telefon war seinerzeit absolut nicht wünschenswert.

Aber kommen wir endlich zum eigentlichen Thema dieses Artikels: Die Null!
Die 0 brauchte man damals übrigens nur, wenn man in eine andere Stadt telefonieren wollte. (Sowas wurde damals Auswärts- oder Ferngespräch genannt. Im Gegensatz zum Ortgespräch ohne Vorwahl) Dann musste man zwischen der 0 und der Nummer auch noch die Stadtnummer eingeben Das nannte man damals Vorwahl. Beispielsweise 711 für Stuttgart. Dann musste man 0-711-71515 wählen. Für Gespräche ins Ausland musste man sogar zweimal die 0 wählen. Beispielsweise 001 für die USA, wo meine Tante mit ihrer Familie lebte.
Wurde man mit dem anderen Gesprächsteilnehmer verbunden, konnte man sich erleichtert zurücklehnen und stundenlang telefonieren.
Die Null (auch als 0 auf der Wählscheibe benannt) gibt es übrigens auch heutzutage noch. Selbst jede SIM-Nummer eines Smartphones beginnt mit einer Null. Viele Leute kapieren heutzutage allerdings nicht mehr, dass man die für Auswärtsgespräche benutzen muss. Nicht umsonst erhielt ich immer wieder mit der (unterdessen abgeschalteten) Nummer 71515 Ortsgespräche aus Karlsruhe, die eigentlich nach Waiblingen (Vorwahl 07151) gerichtet waren.
Leider war die Flatrate damals noch nicht erfunden und selbst sogenannte Ortsgespräche (also ohne Vorwahl) waren nicht gerade billig. Was mich als Teenager oft in arge Bedrängnis brachte, sobald mein Vater auf seinem Kontoauszug sah, dass seine Telefonrechnung mehr als doppelt oder mitunter gar dreimal so hoch wie normalerweise war.
Glücklicherweise gewöhnte er sich während meiner Pubertät an stark überhöhte Telefonrechnungen.
Er hatte nun leider einen Sohn, der mehrmals in der Woche stundenlang telefonierte.
Und das in einer Zeit, als auf jeder Telefonzelle (das sind so Dinger wie bei Doctor Who, bloß auf deutsch und gelb) stand: Fasse dich kurz!
Kein Wunder, dass meine Eltern ein Auswärtsgespräch immer mit den Sätzen anfingen: „Hallo, ich bins. Ich will nicht lange reden, aber...“
Die meisten dieser Gespräche waren nach weniger als einer Minute beendet, aber manche dauerten auch über eine halbe Stunde. Das kam aber höchstens ein- oder zweimal pro Jahr vor, wenn wir mit unseren Verwandten in den USA telefonierten.
Im Nachhinein betrachtet gehöre ich und meine Familie zu den Finanziers der Telekom für ihren Börsengang.
Zum Glück gibt es heutzutage kein Rad mehr am Telefon, dafür aber die Flatrate.
Letztere hätte mir damals viel Ärger mit meinen genervten Eltern erspart.
Aber auch heutzutage gibt es ja noch eine Menge Kids ohne Flatrate, die ihren Eltern einen Herzinfarkt oder zumindest einen Nervenzusammenbruch bescheren.
Das erleichtert mich irgendwie.

Aber kommen wir endlich zum eigentlichen Thema dieses Artikels: Das Rad!
Das Handy, von dem dieser Artikel eigentlich nicht handelt, hat absolut nichts mit dem eingangs erwähnten Rad zu tun. Das Rad hat jedoch kulturhistorisch seinen Wert seit tausenden Jahren in jeglicher Form bewiesen. Ob man das bei archäologischen Ausgrabungen in fünftausend Jahren auch über das Handy sagt, bleibt abzuwarten.
Ich vermute mal: Nein!

Samstag, 31. März 2018

Damals: Warum die Deutschen sieben Sinne haben


Damals im letzten Jahrtausend, als die Welt noch nicht so alt war wie heute, war alles, was wir heute kennen, ein Märchen von übermorgen. Es war schwarzweiß und wir nannten es Raumpatrouille Orion. Dies ist kein Märchen von vorgestern!

Ich stoße im Internet immer wieder auf Leute, die etwas vom Siebten Sinn plappern. Meist natürlich in Foren, die sich mit Übernatürlichem beschäftigen.
Interessanterweise gibt es haufenweise junge Menschen, die diesen Begriff verwenden. Woher sie ihn haben, kann ich nicht nachvollziehen.

Aber erstmal zur Erklärung der ganzen Sinne:

Es gibt klassisch 5 Sinne:
Hören, die auditive Wahrnehmung mit den Ohren (Gehör)
Riechen, die olfaktorische Wahrnehmung mit der Nase (Geruch)
Schmecken, die gustatorische Wahrnehmung mit der Zunge (Geschmack)
Sehen, die visuelle Wahrnehmung mit den Augen („Gesichtsempfindung, Gesicht“)
Tasten, die taktile Wahrnehmung mit der Haut (Gefühl)
Sie wurden von den griechischen Philosophen und Naturforschern Alkmaion von Kroton, Demokrit und Aristoteles festgelegt.

Die moderne Physiologie benennt noch weitere Sinne. Darunter
Temperatursinn (Thermorezeption)
Schmerzempfindung (Nozizeption)
Gleichgewichtssinn (Vestibulation)
Körperempfindung resp. Tiefensensibilität (Propriozeption)

Dazu kommen noch ein paar Sinnesausprägungen, die im Tier- und Pflanzenreich, nicht aber beim Menschen vorkommen wie beispielsweise der Echosinn der Fledermaus, der – anders als die passive auditive Wahrnehmung des Menschen – ein aktiver Sinn ist.

Aber hierum geht es heute nicht, sondern erstmal um den Sechsten Sinn.
Die Frühwarnung (Präkognition) ist wissenschaftlich belegt.
Es handelt sich ein automatischen Warnsystem im Gehirn, das aufgrund gesammelter Daten in vermuteten Gefahrensituationen ein Warnsignal ausgibt.
Meist wird es umgangssprachlich mit Worten wie Außersinnliche Wahrnehmung, Hellsehen, Gedankenlesen (Telepathie resp. Emotiopathie) oder allgemein PSI-Fähigkeiten verknüpft.
Der Sechste Sinn ist auch Gegenstand der Parapsychologie. Das ganze Konzept dahinter zu erläutern, würde hier jedoch auf ferne Wege führen.

Was nun den Siebten Sinn angelangt, so kann man ihn, möchte man ihn in die obige Reihe einordnen, bezeichnen als
Fahrsinn (Mobilation)
Aber nein, das ist ein Scherz. Es gibt ihn nicht. Was es gab war Der 7. Sinn, eine Informationssendung zur Sicherheit im Straßenverkehr, die von der ARD von 1966 bis 2005 ausgestrahlt wurde.
(Hier eine frauenfeindliche Episode von 1975: https://www.youtube.com/watch?v=gJAYUcEdV34)

Dieser Name ist so sehr in das deutsche Volksgedächtnis verwachsen, dass es von 5 Sinnen zu 6 oder 7 Sinnen nur ein kleiner außersinnlicher Hüpfer ist.
Wenn Deutsche in Umfragen über den 7. Sinn sprechen, meinen sie meist den 6. Sinn, haben sich aber in ihrem Volks- und Kulturgedächtnis den 7. Sinn eingeprägt, dass ihr Gehirn oft von den klassischen 5 Sinnen direkt auf den 7. Sinn umschaltet.

Western: Weites Land und tiefe See

Erstmal die Melodie öffnen, dann weiterlesen:
(Das Video zur Musik könnt ihr euch sparen!)
William Wylers Western „The Big Country“ (Weites Land; 1958) mit Gregory Peck, Jean Simmons, Charlton Heston und anderen großartigen, aber hierzulande eher unbekannten Schauspielern, ist ein Western, der das Genre auf den Kopf stellt. In eine Welt, in der gerauft, geprügelt und geschossen wird, um etwas zu erreichen, dringt jemand ein, der damit nichts zu tun haben will, aber gleichzeitig selbst stark und mutig ist.

Chuck Conners, der Buck Hannassey spielt, ist übrigens auch Porter Ricks im Film Flipper vom 1963.
Conners wurde in der gleichnamigen Serie 1964-1967) durch Brian Kelly ersetzt.
Der einzige Schauspieler, der in allen Flipper-Filmen und in der Serie dabei war, ist Luke Halpin als Sandy Ricks. (Im Remake von 1996 spielt Elijah Wood die Rolle von Sandy Ricks, aber Luke Halpin bekam eine Guest-Star-Rolle als Fischer.
Während Sandy Ricks im Film der eigentliche Freund des namensgebenden Delphins (ja, so schrieb man damals das Wort) war, gab es in der Serie plötzlich den jüngeren Bruder Bud Ricks, der nun Flippers Freund war.
Selbst als Kind empfand ich seine schauspielerische Leistung als unterirdisch.
In Wikipedia heißt es nur: „Nach Einstellung der Serie beendete Norden seine Karriere als Schauspieler und wurde später Geschäftsmann.“ Eine weitere schauspielerische Leistung hätte sich auch sicher niemand gewünscht.
Und hier für alle, die nicht wie ich Tommy Norden einfach nur grottenschlecht fanden, hier das Intro zur Flipper-Serie:
(Wem das Intro nicht genügt, der kann sich gleich danach noch Folge 1 von Staffel 1 und Folge 14 von Staffel 2 reinziehen. Ich rate allerdings aus Sorge um deren geistige Gesundheit Kindern unter 65 Jahren davon ab.)
Den Text dieses Titelliedes in englisch und deutsch findet man übrigens hier:

Aber jetzt ausgeflippt und zurück ins weite Land:
Meine Lieblings-Szene in Weites Land ist die „Blanco Canyon Sequence“. Da ich nicht spoilern will, sage ich nur: Obwohl der Major nicht Recht hat, geschieht etwas, mit dem niemand rechnet. (Eine tolle Szene, musikalisch hervorragend unterlegt):
Was für Deutsche eventuell ein wenig seltsam rüberkommt, ist ein Satz, den der Major (Charles Bickford) zu Leech (Charlton Heston) sagt:
„I damn you are yellow!“
Übersetzt heißt das:
„Für mich bist du ein verdammter Feigling!“
Darauf antwortet Leech:
„Sie können mich nennen, was sie wollen, aber ich werde nie wieder...“

Falls es tatsächlich noch jemanden unter euch gibt, der diesen Klassiker noch nicht gesehen hat, möchte ich hier nicht weiter spoilern.
Schaut ihn euch einfach mal (wieder) an:

Freitag, 30. März 2018

Western: Bonanza und die Männchen-Pirouette

Zum Einstieg hier erstmal der Titel:

Jeder, der unter 40 ist kennt sie vermutlich aus Hörensagen, hat aber nicht wie ich als kleines Kind in den 60ern bis Anfang der 70er jeden Sonntag vor dem Fernseher gesessen, um mir meine Lieblings-Serien anzuschauen. Eine davon hieß Bonanza!
Die Geschichte einer Familie von Viehzüchtern im Wilden Westen, die von Wagenschmieden (engl. Cartwrights) abstammten, bestehend aus Vater Benjamin [„Ben“] (Lorne Greene), Adam (Pernell Roberts), Eric [„Hoss“] (Dan Blocker) und Joseph Francis [„Little Joe] (Michael Landon).
Mir wurde irgendwann schon klar, dass die Cartwrights die reichsten Viehzüchter in der Umgebung waren, aber dass eine „Bonanza“ eine Goldgrube bzw. ein unerwarteter hoher Gewinn ist, habe ich erst viel später herausgefunden.
Die „Ponderosa“ (benannt nach der Gelb- oder auch Gold-Kiefer, einem immergrünen Baum) ist ein hunderte Quadratkilometer großes Weideland in Nevada. Die Städte Carson City, Virginia City und selbst Reno (heutzutage mit einer lächerlich geringen Einwohnerzahl von knapp einer viertel Million viertgrößte Stadt Nevadas) waren damals nur Dörfer. (Hierzu muss klargestellt werden, dass Karlsruhe mit einer höheren Einwohnerzahls als Reno [damals und heute] die zweitgrößte Stadt in Baden-Württemberg ist und auf Platz 21 der 20 größten Städte Deutschlands steht.)
Die Cartwrights müssen also stinkreich gewesen sein. Zu ihrer Zeit wohl das, was man heute Multi-Milliardär nennt.
Kein Wunder also, dass zumindest Vater Ben von den meisten Offizialen wie ein Halbgott behandelt wurde. Sheriffs krochen vor seinen Füßen herum, Geschäftsleute haben ihn angehimmelt, das gemeine Volk ging auf die Knie vor ihm, Huren haben ihn... (naja, lassen wir das. Den Rest kann sich jeder selbst ausdenken.)

Pernell Roberts in seiner Figur „Adam“ hat mir nie gefallen. Das mag daran liegen, dass die Figur oft die ernsten, düsteren Episoden der Serie dominierte. Als Kind mochte ich allerdings viel lieber die heiteren Episoden, die sich meist um das Zusammenspiel von „Hoss“ und „Little Joe“ aufbauten.
Dan Blocker war für mich immer der lachende Riese mit den schiefen Zähnen und der Oberzahnlücke. (Wahrscheinlich ist es eine reine Koinzidenz, aber irgendwie erinnert mich die Animation von „Shrek“ an „Hoss“.)
Über Lorne Greene muss ich wohl nicht viel sagen! Er war nicht nur der weise Übervater Benjamin „Ben“ Cartwright, sondern auch der – zumindest unter SF-Fans legendäre – Commander Adama in der Ursprungsserie von „Battlestar Galactica“.
Michael Landon hat die wohl beeindruckendste Filmkarriere der Cartwrights geschafft. Nach 428 Folgen „Bonanza“ als jüngster Sohn brachte er es in 187 Folgen von „Unsere kleine Farm (Little House on the Prairie)“ zum Übervater von Melissa Gilbert
und mit 111 Folgen „Ein Engel auf Erden (Highway to Heaven)“ im Zusammenspiel mit Victor French (Isaiah Edwards aus „Unsere kleine Farm“) als Jonathan Smith zum Engel in „Ein Engel auf Erden“ (Highway to Heaven).

Hier noch die Bonanza-Interpretation von Lorne Greene:

Das ZDF brachte zu dieser Uhrzeit immer die – in meinen Augen – besten Sendungen. (Unter anderem Raumschiff Enterprise). Blöd war nur, dass etwa zur gleichen Zeit in der ARD die Sportschau (oder so ähnlich) lief.
Anständige Söhne schauen mit ihren Vätern Fußball. Leider war ich für meinen Vater kein anständiger Sohn, sondern habe mich immer mit Mutter und Oma gegen ihn verbündet. Zumindest was Sportsendungen der ARD betraf, während das ZDF Filme zeigte.
Eigentlich bin ich mit den Mainzelmännchen aufgewachsen.
Aber auch mit dem – und das darf man heutzutage, wo jeder Traum von Osten kommt, nicht vergessen – ARD-Sandmännchen. („Nun, liebe Kinder, gebt fein acht, ich hab' euch etwas mitgebracht.“) Ich weiß nicht mehr, zu welcher Uhrzeit es seit 1959 in den ARD lief (vermutlich 19 Uhr), aber vorher bin ich nicht ins Bett gegangen.
Für alle Zu-Spät-Geborenen: DAS war unser Sandmännchen damals: https://www.youtube.com/watch?v=e-xzGFt-UXU
(Es gibt viel bessere Folgen, aber ich habe leider keine gefunden.)

P.S.: Ich möchte mich an dieser Stelle bei meinem Vater dafür entschuldigen, dass ich kein Sportfan war, bin und sein werde – abgesehen vom Eiskunstlauf der Damen mit Nicole Biellmann und ihrer (zumindest für mich) unvergessenen Biellmann-Pirouette https://www.youtube.com/watch?v=i_cppLmC39M)
Aber das hat vermutlich viel mit Pubertäts-Pheromonen zu tun und wenig mit Sportbegeisterung.
(Okay, über den letzten Satz musste ich erstmal lange und herzlich lachen, nachdem ich ihn aufgeschrieben und durchgelesen hatte.)

Damals: Warum der deutsche Abend um 20 Uhr 15 beginnt

Damals im letzten Jahrtausend, als die Welt noch nicht so alt war wie heute, war alles, was wir heute kennen, ein Märchen von übermorgen. Es war schwarzweiß und wir nannten es Raumpatrouille Orion. Dies ist kein Märchen von vorgestern!

Warum im deutschsprachigen Fernsehen alle Abendsendungen nicht um 20 Uhr beginnen, wie es in vielen anderen Sprachkulturen der Fall ist, sondern um 20 Uhr 15, hat mit Weihnachten zu tun. Genau gesagt mit dem ersten und zweiten Weihnachtsfeiertag 1952.
Weihnachten 1952 war eines der arbeitnehmerfreundlichsten Weihnachten. Heiligabend war ein Mittwoch. Das bedeutete für viele Menschen, dass sie viereinhalb Tage Kurzurlaub hatten. (Friseure sogar fünfeinhalb, da Montags nicht gearbeitet wurde.)
Am 25. Dezember konnte alle, die sich einen Fernseher als familiäres Weihnachtsgeschenk gekauft hatten, miterlieben, wie die Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland (ARD) offiziell auf Sendung ging.
Zunächst wurde den Tag über erstmal das sogenannte Testbild ausgestrahlt.
Das Testbild war ein Standbild, mit dessen Hilfe man die Bildschärfe seines Fernsehers optimieren konnte. Männer knieten also vor der sogenannten Mattscheibe, um das Bild scharf zu stellen, während Frauen im Hintergrund nervige Kommentare abgaben, die niemandem nutzten.
Ein paar Jahre später wurde die Fernbedienung erfunden, damit man auf der Couch sitzen und nervige Kommentare über den Blödsinn, der im Fernsehen lief abgeben konnte.
Allerdings war die Fernbedienung per Kabel (meist weiß, aber dennoch fast unsichtbar) mit dem Fernseher verbunden, was zu vielen Stolperern und Stürzen führte.
Am 26. Dezember 1952 erfolgte die Erstausstrahlung der Tagesschau. Damals wie heute dauerte sie 15 Minuten und brachte die angeblich wichtigsten Tagesereignisse dem Fernsehpublikum nahe.
Nach der Tagesschau begann das Abendprogramm. So hieß es allerdings erst, nachdem vor der Tagesschau nicht nur das Testbild lief.
Das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF), das offiziell am 1. April 1963 auf Sendung ging, war nicht als Aprilscherz gedacht. Es dauerte allerdings noch einige Jahre, bis es flächendeckend empfangbar war. Ich weiß noch, wie traurig ich sonntags als Kind oft war, wenn ich bei meinen Großeltern auf dem Land Urlaub machte, weil das ZDF nur als Schneesturm empfangbar war, weil zwischen dem Sendemast und dem Fernseher meiner Großeltern so ein blödes Ding namens Berg stand. (Warum das Signal der ARD über den Berg kam, das vom ZDF aber nicht, ist mir bis heute ein Rätsel. Es hatte – wenn ich mich recht entsinne – irgendwas mit Sendemast-Streitigkeien zwischen ARD und ZDF zu tun.)
Das ZDF und auch das Privatfernsehen, das 1984 startete, haben immer wieder versucht, das Abendfernsehen um 20 Uhr starten zu lassen, aber die meisten Deutschen haben um 20 Uhr immer die Tagesschau eingeschaltet und sich anschließend beschwert, dass sie 15 Minuten ihrer Lieblingssendung verpassen mussten. (Sofern die nicht in der ARD lief!)
Man muss dazu eines klar und deutlich sagen: Sowas wie streaming oder video on demand gab es im letzten Jahrtausend noch nicht. Ab den 1980ern konnte man sich eventuell einen VHS-Rekorder leisten.
Zuvor saß ich mit dem Mikrofon meines Kassettenrekorders zirka 50 Zentimeter vor dem Lautsprecher unseres Fernseher, um meine Lieblingssendungen zumindest akkustisch aufzunehmen. (Das Bild speicherte ich derweil in meinem Kopf ab.) Jedes Familienmitglied, das auch nur wagte, sich während der Aufnnahmezeit zu räuspern oder gar ein Wort zu flüstern, wurde von mir mit einem vernichtenden Blick bestraft.
Da meine Lieblingssendungen fast alle im ZDF liefen, hatte ich nur ein unüberwindliches Problem: War die Sendung nicht spätesten um 19 Uhr 59, verpasste ich den Schluss, egal was in der Welt sonst noch so geschah, wurde um Punkt 20 Uhr die Tagesschau der ARD eingeschaltet.
Da konnte man machen, was man wollte: Zwischen 20 Uhr 00 und 20 Uhr 15 guckte Deutschland die Tagesschau! Ich habe es nie ausprobiert, aber ich vermute, selbst Polizei, Feuerwehr und Krankenwagen konnte man in diesen 15 Minuten nicht kontaktieren. Außerdem vermute ich stark, dass die Todesrate in dieser kritischen Zeit fast auf Null sank. Wer stirbt schon gerne, bevor er weiß, wie das Wetter morgen wird.

Damals: Warum wir das Rad brauchten

Damals im letzten Jahrtausend, als die Welt noch nicht so alt war wie heute, gab es zwar bereits das Handy , aber es hatte noch ein Kabel, d...